Richter Transformation
In seltenen Fällen kann sich eine chronische lymphatische Leukämie in ein aggressives Lymphom umwandeln („transformieren“) – dieses Phänomen bezeichnet man nach dem Erstbeschreiber als „Richter-Transformation“. Bei ungefähr 5% aller CLL-Patienten tritt eine solche Transformation auf, meistens viele Jahre nach der Erstdiagnose, selten aber auch zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Man unterscheidet eine Transformation in ein sogenannten aggressives Non-Hodgkin Lymphom bzw. diffus-großzelliges B-Zell Lymphom, oder seltener eine Transformation in ein sogenanntes Hodgkin-Lymphom. Diese Unterscheidung ist vor allem bei der Wahl der Behandlung relevant.
Die Richter-Transformation kann ähnliche Symptome wie eine CLL verursachen, das heißt Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust („B-Symptome“), zusätzlich findet man bei der Richter-Transformation häufig sehr schnell wachsende Lymphknoten. Meist betrifft dies den Hals, die Achseln oder die Leisten.
Die Diagnose einer Richter-Transformation erfordert in der Regel eine Biopsie aus einem solcher Lymphknoten oder auch des Knochenmarks. Aus der Biopsie kann mittels mikroskopischer Untersuchungen der Nachweis von großen bösartigen Zellen, die typisch für ein aggressives Lymphom sind, erfolgen. Da dieser Nachweis häufig schwierig ist, müssen oft mehrere Pathologen die Biopsie begutachten um die Diagnose sicherzustellen.
Anders als bei der Therapie der CLL ist zur Behandlung eines aggressiven Lymphoms eine intensive Kombinationstherapie von mehreren Chemotherapeutika und einem Antikörper erforderlich. Das gängigste Therapieregime kombiniert drei Chemotherapeutika, Kortison und den Antikörper Rituximab (sog. „R-CHOP“). Meistens werden 6 Zyklen dieser Therapie verabreicht, wobei jeder Zyklus zwischen 2 und 3 Wochen dauert. Bei einer Transformation in ein Hodgkin-Lymphom wird zumeist eine Kombination von vier Chemotherapeutika (sog. „ABVD) über 4 Zyklen verabreicht.
Die Erfolgsaussichten dieser Therapien sind bei der Richter-Transformation leider schlechter als bei Lymphomen, die unabhängig von einer CLL auftreten (sog. „de-novo“ Lymphome). Auch intensivierte Strategien, wie z.B. allogene Stammzelltransplantationen, kommen nur für wenige Patienten in Betracht, da eine Transplantation neben einer sehr guten Fitness auch ein ausreichendes Ansprechen auf die vorherige Therapie erforderlich macht.
Für Patienten mit einer Richter-Transformation bietet die DCLLSG aktuell die RT1-Studie an. Ziel dieser klinischen Studie ist es, eine möglichst gute Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit einer chemotherapiefreien Behandlung der Richter-Transformation zu erzielen. Hierzu werden die zwei zielgerichteten Substanzen Tislelizumab und Zanubrutinib kombiniert.